Nampu - Hilfe für Tamil Nadu e.V.

Rad

Jahresbericht des Gymnasium Andreanum 2025

Komm, ich nehm dich mit nach Indien

Seit 2004 sammeln wir am Andreanum Spenden, um soziale Projekte in Südindien zu unterstützen. Seit 2007 gibt es den Nampu e.V., einen mildtätigigen Verein basierend auf der Zusammenarbeit mit dem Andreanum. Und seit 2010 arbeiten wir eng mit dem Betzy Elisabeth Trust unter Hilda Isaac zusammen, die in Kodaikanal und Poraiyar soziale Projekte unterschiedlichster Art ins Leben ruft. Und dieses Jahr ergab es sich nun endlich, dass wir, Bettina Speikamp und Giacomo Blume, Vorstand der ersten Stunde, unsere Projekte vor Ort besichtigen konnten.

Damit ihr an dieser spannenden Woche teilnehmen könnt, nehmen wir euch also mit auf eine spannende Reise…

Auch wenn schon viele Jahre seit dem letzten Indienaufenthalt vergangen sind, ist doch alles wieder so wie damals, als wir aus dem Flugzeug steigen: Föhnwarme Luft weht einem beim Verlassen des Flugzeugs an. Die Luftfeuchtigkeit eine Spur zu hoch, um sie noch als angenehm zu empfinden. Eine beeindruckende Personaldichte empfängt uns, auch nachts um drei Uhr. Eine riesige Traube an Menschen vor dem Flughafen, alle mit erwartungsvollem Ausdruck im Gesicht. Auch nachts hupender, chaotischer Verkehr, der sich mal rechts, mal links an einem vorbeischiebt. Und dann treffen wir zum Glück am Flughafen Hilda Isaac, langjährige Projektpartnerin, die uns abholt.

Nach einer kurzen Nacht in einem zu warmen Hotel geht es dann die 270km nach Süden in Richtung Porayar. In den umliegenden Ortschaften hat der Betzy Elisabeth Trust einige seiner Projekte. Und so geht es am ersten Tag zum Helping Hearts Creche, das als erstes vom Betzy Elisabeth Trust aufgebaut wurde. Das Gebäude ist ziemlich klein und liegt auf einem winzigen Grundstück. An der Grundstücksgrenze sieht man Bananenpalmen und Mangopflanzen, zum Spielen ist für die Kinder eine kleine Rutsche und eine Schaukel installiert. Die Räumlichkeiten sind sauber gehalten und in einem guten Zustand. Und überall wuseln kleine aufgeweckte Kinder herum und gucken uns neugierig an, aber trauen sich noch nicht so richtig Kontakt aufzunehmen, um mit uns zu spielen. Daher übernehmen die Erzieherinnen die vermittelnde Aufgabe und spielen Spiele und machen ihre täglichen Übungen mit den Kindern, an denen wir teilnehmen können. Es ist wunderschön zu sehen, wie Lehrkräfte und Kinder miteinander interagieren und wie vertraut sie miteinander umgehen. Auch wenn wir pädagogisch anders Wissen vermitteln würden, ist es interessant zu sehen, was die Kinder dort lernen und wie umfangreich der kleine Lehrplan für die 3-6 Jährigen schon ist. Am nächsten Tag erleben wir das gleiche Spiel. Wir werden von einem wunderschönen, mit buntem Sand auf den Vorplatz gemalten Mandala empfangen, die Kinder halten Schälchen mit Blütenblättern und Schilder mit gemalten Herzen mit ‚Welcome‘ in die Luft und die Lehrkräfte empfangen uns herzlich und zeigen uns das Gebäude. Das Good Shepherd Creche ist um einiges größer, es liegt auch am Ortsrand und hat daher ein sehr viel größeres Grundstück mit einem freieren Blick auf die Umgebung. Auch hier wachsen Banananpalmen und Mangopflanzen, die von den Erzieherinnen in den Schlafpausen der Kinder liebevoll gepflegt werden. Auch hier dürfen wir am Alltag der Kinder teilnehmen und genießen es sehr zu sehen, wie die Kinder miteinander spielen und wie sie für unterschiedliche Aktivitäten in altersgerechte Gruppen aufgeteilt werden, um in Themen wie Ernährung, kreatives Basteln und Sport unterrichte zu werden.

Es entsteht nicht nur Austausch mit den Kindern, sondern wir lernen auch die Erzieherinnen kennen. Die Lehrerinnen sind ein eingeschweißtes Team, man merkt ihnen eine Vertrautheit und eine enge Zusammenarbeit an. Erst am nächsten Abend werden wir lernen, dass auch die Erzieherinnen harte Schicksalsschläge hinter sich haben und sie durch ihre Arbeit für den BET aus ihren prekären Lebenssituationen befreit werden konnten. Viele von Ihnen waren Opfer häuslicher Gewalt oder durch Drogenkonsum ihrer Ehemänner, schweren Erkrankungen im Familienkreis oder dem frühen Todesfall des Ehemannes sind diese Frauen an den Rand ihrer Existenzgrundlage gerückt. Z.T. mit sozialer Ächtung versehen und aus der Ortsgemeinschaft verstoßen, haben sie durch ihre Arbeit für den BET eine neue Grundlage für ein bessres Leben bekommen. Sie stehen füreinander ein und helfen sich gegenseitig. Dieser Hintergrund macht ihre Arbeit umso beeindruckender. Tief bewegt von diesen Schicksalen und Eindrücken erleben wir nun den Höhepunkt unserer Reise. Nach vielen Jahren, die wir mit dem Kauf eines Grundstücks und den Bau eines kleinen Krankenhauses verbracht haben, sind wir hauptsächlich in Indien, um unser neuestes Projekt kennen zu lernen. Das Health Center in Thilliyardi. Und nun endlich wird es eröffnet.

Hilda holt uns ab, schnell wird noch der Sari zurechtgerückt und dann geht es los. Es geht nicht wie erwartet direkt zum Gebäude, sondern wir werden am Ortsrand aus dem Auto gelassen, wo bereits eine Festgesellschaft auf uns wartet. Eine indische Blaskapelle läuft voran und wir werden von den Dorfbewohnern eingeschlossen und in einem fröhlich ausgelassen tanzenden Festzug durch den Ort geführt. Es ist unglaublich, was für eine fröhliche Stimmung herrscht. Vor Ort beginnt dann die Eröffungszeremonie, die ungefähr einen halben Tag dauern wird. Es werden tamilische Reden gehalten, wir dürfen ein Band durschneiden und feierlich die Schrifttafeln enthüllen. Nachdem wir in das Health Center gegangen sind, werden noch traditionelle Öllampen entzündet und das ganze Dorf strömt hinein um das neue Krankenhaus zu sehen. Wir sind ergriffen von all dieser Anteilnahme und Neugierde und freuen uns, dass wir einen Teil zur Entstehung beitragen durften. Der Tag wird noch lange dauern, es folgen viele Reden, zum Teil auf Tamil, zum Teil auf Englisch und dazwischen immer wieder Tänze von Jugendlichen und Kindern. Es herrscht eine Art Festtagsathmosphäre, im Hintergrund spielen die Kinder jauchzend an der Schaukel und Rutsche. In der Mitte unterhalten sich Frauen und vorne sitzen die eifrig Zuhörenden, die immer wieder Nicken. Es ist schön zu sehen, dass alle zusammengekommen sind und teilhaben wollen an diesem schönen Ereignis. Und so neigt sich auch dieser Tag dem Ende zu und damit auch unsere Reise. Wir sind tief ergriffen von dem, was wir erleben durften und empfinden eine tiefe Dankbarkeit für Hilda, die diese Projekte in enger Rücksprache mit uns umgesetzt hat. Und gleichzeitig empfinden wir auch eine tiefe Dankbarkeit für alle Mitglieder und Spender, die über die letzten Jahre all diese Projekte möglich gemacht haben. Es ist schwierig, aus dem Alltag heraus immer wieder an dieses Projekt erinnert zu werden, das so fernab unserer Realität und unseres eigenen Lebens, irgendwo am südlichen indischen Ozean stattfindet. Umso dankbarer sind wir, dass regelmäßig Menschen an uns denken und uns Spenden überlassen, mit denen wir solche schönen Projekte umsetzen können.

Von uns von Herzen daher einen ganz großen Dank.

Nun fliegen wir zurück nach Deutschland und nachdem wir die Koffer zurückbekommen haben und das terminal verlassen fällt uns etwas auf: es fehlt etwas. Die Autos fahren in unterschiedlichen Grauschattierungen an mir vorbei, die Luft ist klar, der Kaffe ist schwarz, ohne Gewürze und Zucker, die Stimmen sind gedämpft und es ist überschaubar ruhig. Und plötzlich merkt man, dass all diese Farben, der Lärm, das Durcheinander, diese stetig konstante Reizüberflutung auch ihre Spuren hinterlassen haben und man sich in unserem deutschen Alltag ein bisschen mehr Farbe und ein bisschen mehr Durcheinander wünschen würde.

Text: Bettina Speikamp - Fotos: Giacomo Blume & Jeran

 

BLITZ - Informationsblatt des Andreanums - Dezember 2008

Aus dem ehemaligen „Indienprojekt“ des Andreanums ist binnen einen Jahres ein eingetragener Verein geworden. Waren wir während des letzten Jahresberichts noch mit der Vereinsgründung beschäftigt, können wir inzwischen auf einige Erfolge zurückblicken. Im vergangenen Dezember erkannte das Finanzamt die Mildtätigkeit des Vereins an und im Frühjahr erfolgte die Eintragung in das Vereinsregister. Damit agieren wir (wie auch schon vorher, nur) jetzt offiziell ausschließlich unmittelbar mildtätig.
Auf diese wunderbaren Entwicklungen folgten einige vielseitige Unterstützungen, die es uns ermöglichten, auch in diesem Jahr eine größere Summe von gesammelten Spenden nach Indien zu schicken. Vielen Dank hier an alle, die uns durch ihre Spende unterstützt haben.
Sie ermöglichen es uns die Lebensbedingungen im Shembaganur Orphanage weiter zu verbessern. Durch die grade im Winter und in den Monsunzeiten sehr nordeuropäischen Temperaturen, haben wir nun die Energieversorgung der Kinder ins Auge gefasst. Da es bisher keinerlei Heizsystem im Kinderheim gab, wird ein Teil der überwiesenen Spenden für die Installation eines Holzofens in den zentralen Räumen im Erdgeschoss des Kinderheims aufgestellt. Dazu kommt die Anschaffung eines solarbetriebenen Warmwassersystems, um den Kindern eine ständige und kostenlose Warmwasserversorgung zu gewähren. In diesem Sinne wird auch die Arbeit im neuen Vereinsjahr weitergeführt werden. Wir freuen uns auf neue Projekte und Herausforderungen und hoffen bei unseren Freunden und Förderern weiterhin das Interesse für Tamil Nadu wecken zu können.

Bettina Rieck und Giacomo Blume

 

Studienfahrtsbericht 2007

Hitze, stickige Luft und viele Menschen, waren die ersten Eindrücke in Chennai am Flughafen, die uns auch auf unserer weiteren Fahrten in Bussen, Nachtzügen und in den Motorrikschas durch Südindien begleiten sollten. Die Fahrt ging vorbei an bunten Märkten und die Straßen teilten wir uns mit verrückten Mofafahrern, die die Hupe als durchsetzungskräftiges Mittel sehen, durch den zähen Verkehr zu kommen, hin zu unserem ersten Hotel mitten in einer der größten Städte Asiens, in dem wir unsere gemeinsamen Eindrücke sammelten.
Am ersten Tag besuchten wir ein großes Kaufhaus in der Innenstadt Chennais, wo uns das Konsumverhalten der wirtschaftlich aufstrebenden Mittelklasse Indiens deutlich wurde. Abends gingen wir erstmals in ein vegetarisches Restaurant, wo wir die kulinarische Vielfalt Indiens und das Essen mit den Händen von Bananenblättern genossen. In Mahabalipuram, unserem nächsten Ziel, sahen wir zum ersten Mal indischen Strand mit Kühen und bunten Fischerbooten und lernten das Leben in dem indischen Bundesstaat Tamil Nadu aus der Nähe kennen. Weitere Stationen waren Auroville und Madurai. Auroville blieb lange im Gespräch wegen der unkonventionellen Lebensweise seiner Einwohner und die für uns nicht verständliche Religion. So war es zum Beispiel erst einmal sehr ungewohnt, Schuhe beim Betreten von Gebäuden ausziehen zu müssen. Nach dem Aufenthalt in Madurai ging es in einem abenteuerlichem Nachtzug nach Kovalam ins landschaftlich schöne Kerala. Erstaunlicherweise entdeckten wir an der Strandpromenade eine German Bakery mit typisch deutschen Spezialitäten, wie Käsespätzle und Quiche, und eine Beatles Bar. Durch die Backwaters über Thekkady erreichten wir nach langen Busfahrten endlich unsere Partnerschule KIS in Kodaikanal.
Auf dem Weg bis dorthin besichtigten wir in zahlreichen Orten Fabriken, die unter fairen Bedingungen produzieren, um konkrete Erfahrungen für unser Projekt sammeln zu können. In Kodaikanal trafen wir wieder unsere Partnergruppe, mit der wir unsere Eindrücke austauschten und auch vor Ort im Elephant Valley weiter am Thema Fair Trade und ökologischen Produkten arbeiteten. Durch unser Projekt AnKis nahmen wir die Gelegenheit wahr, das Unternehmen Assisi Garments auf dem Rückweg nach Chennai zu besichtigen, um in unserem Vorhaben, T-Shirts aus Indien zu importieren, konkreter zu werden und eine Handelsbeziehung aufzubauen. Die letzte Station unserer Rundfahrt war nach langer und anstrengender Zugfahrt wieder Chennai.
Während des Rückflugs ließ jeder für sich noch einmal die Reise Revue passieren und freute sich auf eine gut funktionierende Dusche, gewohntes Essen und einfach auf zu Hause. Für uns war diese unvergessliche Reise mit Herrn Jahn und Herrn Kotlenga eine wichtige Erfahrung und wird uns immer in Erinnerung bleiben.

Jana Arnold und Konstantin Meier

 

Aus dem indischen Chennai ins europäische Hildesheim

Geboren und aufgewachsen in Seoul, Süd-Korea, mit acht Jahren Umzug nach New Jersey, USA, seit zwei Jahren im indischen Chennai zuhause und nun in Hildesheim. So liest sich der Lebenslauf des 15-jährigen Austauschschülers Richard Kim, der zur Zeit das Gymnasium Andreanum besucht. Seit Anfang des Schuljahres ist er, zusammen mit drei weiteren Schülern, in Hildesheim. Eigentlich besuchen die vier, nämlich Richard Kim, Yu Jin Chung, Dharam Kamal Kapila und Jonathan Samuel, die Kodaikanal International School im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu. Richard und Yu Jin sind gebürtige Koreaner, Dharam und Jonathan gebürtige Inder.
Weil die Aussprache seines koreanischen Namens Chan Wook niemandem so recht glücken will, hat Richard einen internationalen Namen angenommen. In der 10L1 des Andreanums nimmt er am normalen Unterricht in Mathematik, Englisch, Physik, Sport und all den anderen Fächern teil. Zusätzlich bekommen die vier Austauschschüler einen intensiven Deutschunterricht. Mittags gibt es europäisches Mensa-Essen, nachmittags schulische AGs wie Elektronik, Chor oder Kanusport. Richard gefällt das schulische Leben gut. Im Gegensatz zur indischen Ganztagsschule und dem Leben auf dem Internats-Campus, genießt er das Ende des Schulunterrichtes am Mittag und die ungezwungene Atmosphäre in der Gastfamilie.
Seit sechs Jahren findet ein direkter Autausch zwischen Schülern der elften Klasse des Andreanums und der zehnten Klasse der Schule in Kodaikanal statt. Jens Kotlenga, Studiendirektor am Andreanum, hatte das Austauschprogramm nach einem Besuch in Indien in die Wege geleitet. Vom Andreanum sind derzeit sieben Schülerinnen und Schüler in Kodaikanal. Wenn sie ihre Zeit dort nicht verlängern wollen, kommen sie kurz vor Weihnachten wieder nach Deutschland.

Eberhard Blanke,
Informations- und Pressestelle des Sprengels Hildesheim-Göttingen

 

Dorms, Dining Halls und Study Time ...

Als wir, die sieben „Inder“, vor drei Monaten in Chennai aus dem Flugzeug stiegen und unser erster Kulturschock, anders als erwartet, ausblieb, hatten wir keine Vorstellung davon, was uns in den nächsten fünf Monaten erwarten würde.
Nach einer zweitägigen und äußerst anstrengenden Reise in indischen Zügen und Bussen kamen wir völlig erschöpft am 14. Juli spät abends in dem Städtchen Kodaikanal im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu an. Dieser Ort sollte uns in naher Zukunft allen ans Herz wachsen.
Die ersten Tage wurden uns durch ständiges Kopfwackeln unserer indischen Gesprächspartner, Verständigungsschwierigkeiten und die dünne Bergluft in dem auf über 2000 Höhenmetern gelegenen Kodaikanal etwas erschwert. Einigen von uns fiel das Eingewöhnen auch nicht so leicht wie anderen. Das Essen in der Dininghall, dass es schon um sieben Uhr dunkel wird und auch, dass man schon um viertel nach sieben in seinem Dorm sein muss, waren Umstände, an die sich jeder erst einmal gewöhnen musste.
Im Vergleich zu unsrem bisherigen Leben in Deutschland schien uns das Schülerleben hier äußerst streng und stark geregelt. Auch unsere Mitschüler und Mitbewohner, die nicht nur aus Indien, sondern auch aus anderen Teilen der Welt kommen, haben viele Angewohnheiten, die uns zu Anfang doch äußerst fremd vorkamen.
Die ersten Wochen Schule und auch unsere ersten Wochenendaktivitäten, wie Wanderungen in der näheren Umgebung oder soziale Erfahrungen in einem Waisenhaus, vermittelten uns erste Eindrücke vom indischen Leben und vom Leben in einer Boarding School, die fremd, aber auch unheimlich spannend waren.
Der Schulalltag hier ist natürlich sehr anders als am Andreanum. Jeden Morgen muss man um halb acht aus dem Dorm. Mädchen dürfen keine kurzen Hosen tragen und Handys und mp3-Player sind während der Schulzeit auf dem Campus verboten. Man frühstückt mit seinen Mitschülern und Lehrern in der Dininghall, und um acht Uhr beginnt der Unterricht. Am Dienstag beginnt der Unterricht allerdings erst um viertel nach neun und die Stunden sind nur 35 Minuten lang, was uns alle natürlich sehr freut.
Unterrichtsschluss ist um halb fünf. Dann beginnt der Nachmittag, an dem sich die Schulmannschaften treffen und Fußball, Basketball oder Volleyball spielen. Außerdem darf man nachmittags den Campus verlassen und viele nutzen die Gelegenheit dazu, irgendwo etwas zu essen, da das Essen in der Dininghall in etwa dem deutschen Kantinenessen entspricht, abgesehen davon, dass es natürlich indisch ist. Abends gehen wir dann alle in unsere Dorms und man hat eineinhalb Stunden „study time“, in der man in seinem Zimmer bleiben und lernen muss.
Um einander besser kennen zu lernen, fuhren wir an einem der ersten Wochenenden mit etwa der Hälfte unseres Jahrgangs campen. Wir hatten eine sehr schöne Zeit im Poondi Camp. Es gab Lagerfeuer mit Stockbrot und Marshmallows, einen Flying Fox an hoher und schneller Seibahn, eine Kletterwand, Bogenschießen, und man konnte im nahe gelegenen See baden gehen oder Floß fahren. Es fehlte uns an nichts, außer vielleicht an einer Dusche, und natürlich haben wir das Wochenende dazu genutzt, unsere Mitschüler besser kennen zu lernen und neue Bekanntschaften zu machen.
Im Moment haben wir gerade schulfrei, genießen die freie Zeit und erholen uns von unserem Fieldtrip, der letzte Woche stattfand. Auch dieser hat uns sehr gut gefallen und wir haben viele neue Eindrücke von Indien sammeln können. Denn auch wenn wir nun schon seit drei Monaten hier in Indien leben, haben wir doch noch nicht sehr viel vom Land gesehen, denn hier auf dem Campus sind wir sehr gut behütet und beschützt.
Daher freuen wir uns alle ungeheuer auf unsere Rundreise durch Indien am Ende unseres Aufenthalts. Wir werden natürlich das Taj Mahal besichtigen, doch auch auf Elefanten reiten, eine Kamelsafari machen und im Himalaya eine Raftingtour unternehmen. Die letzten drei Tage werden wir in Baumhäusern am Strand in Goa verbringen und letztendlich wohl mit den schönsten Eindrücken unseres bisherigen Lebens nach Hildesheim zurückkehren und voller Fernweh an unser nun zweites Zuhause im fernen Indien denken, die uns fremde Gestik und Mimik der Inder, den Reis, das Autohupen und all den anderen Lärm und die vielen verschiedenen Gerüche, die uns Indien so unvergesslich machen.

Für die deutschen „Inder“: Anne Sophie Eberstein

 

Nampu - Bericht 2007

Was kann man für 1000 Euro kaufen?

Zum Beispiel eine Prada Handtasche in Kastenform mit weißem, ausgewaschenem Leder. Oder eine Alcatex Couch, geschwungene Form/Ying-Yang, lachsfarben, vielleicht auch eine Kette mit Amethysten und Rosenquarz, verbunden mit einer geschwärzten Silber-Strickkette. Oder aber die Renovierung einer Küche, der sanitären Anlagen und einem Anstrich des gesamten Gebäudes eines indischen Kinderheims in Kodaikanal…
Seit mehreren Jahren schon unterhält das Andreanum Kontakt zu der indischen Partnerschule Kodaikanal International School (KIS) in Südindien, wodurch schon etlichen Schülern unserer Schule ein Schüleraustausch nach Kodaikanal in verschiedenem Rahmen ermöglicht worden ist. Seit 2005 gibt sind wir nun bemüht, den Austausch mit unserer indischen Partnerschule auf ein neues Niveau auszuweiten, da aus den vielfältigen Erfahrungen, die dort in Bezug auf Kultur und Lebensstandard gemacht werden konnten, das Bewusstsein für gesellschaftliche Disparitäten bei uns Schülern geschärft wurde. Dazu erwuchs das Bedürfnis, selber etwas gegen die in Indien vorherrschende Armut zu tun. Besonders das Kinderheim Shembaganur, das zum den sozialen Projekten der KIS gehört, schien höchst unterstützenswert, da die dort lebenden Kinder nur mit den zum Leben allernotwendigsten Mitteln ausgestattet werden und auf dem blanken Fußboden schlafen müssen.
Um den Lebensstandard der Kinder heben zu können wurde begonnen, im Umfeld des Andreanums um Unterstützung zu werben und Spendengelder zu sammeln. Dadurch konnten die Renovierung der Küche und der Sanitären Anlagen, ein neues Rohrsystem, ein Neuanstrich und letztlich auch noch Schlafmatten für die Kinder bezahlt werden. Unsere Beziehung besteht also nicht länger nur aus dem wechselseitigen Austausch von Schülern, sondern auch aus Bemühungen seitens unserer Partnerschule, förderungswürdige Projekte zu benennen und uns Informationen zuzusenden, auf die wir unsere Unterstützung aufbauen können. Aber nicht nur das: die Kodaikanal International School organisiert vor Ort alle nötigen Maßnahmen, hält uns auf dem laufenden und ermöglicht es uns hier, die einzelnen Schritte nachvollziehen zu können, um über den Verbleib der Spendengelder exakt Bescheid zu wissen.

Nampu

Um die dauerhafte Unterstützung gewährleisten zu können und auch, um hier in Deutschland mehr Möglichkeiten nutzen zu können, wurde vor kurzem der Verein „Nampu - Hilfe für Tamil Nadu“ gegründet, der es sich zu Aufgabe gemacht hat, die Unterstützung des indischen Kinderheims zu koordinieren. Nampu bedeutet Hoffnung  auf Tamil, der Sprache, die im Bundesstaat Tamil Nadu überwiegend gesprochen wird. Genau das ist es, was wir dort vermitteln möchten. Hoffnung auf bessere Lebensumstände und vielleicht eine andere Zukunft.
Wir hoffen sehr, dass die Unterstützung dieses und vielleicht noch weiterer diakonischer Projekte durch den Verein optimiert werden kann, da durch das bereits über Infoaktionen und Kollekten gesammelte Geld eine gewisse finanzielle Grundlage für die Unterstützung bildet, die wir mit der Vereinsarbeit ausweiten möchten. Die Tatsache, dass wir schon auf einige Erfolge zurückblicken können, gibt uns natürlich auch hier in Deutschland Hoffnung, dass weitere anstehende Projekte von uns ebenso erfolgreich gefördert werden können. Dabei konnten wir auf eine große Anzahl an Interessenten hier zählen, die das Projekt durch ihre Mitgliedschaft im Verein fördern und hoffen auch auf Ihre finanzielle und ideelle Unterstützung.

Bettina Rieck