Das Shembaganur-Kinderheim befindet sich etwa 10 Autominuten von Kodaikanal entfernt in dem Bergdorf Shembaganur. Das nach seinem Begründer St. Joseph´s Home for Children benannte Heim, wurde 1995 von der niederländischen Organisation Getuigenis van Gods Liefde gegründet und gehört heute zu dem Orden der unbefleckten Empfängnis. Der Orden hat seinen zuständigen Sitz in Madurai, der nächstgelegenen Großstadt. Dem Orden angehörende Nonnen leiten und betreuen das Kinderheim.
Neben der Betreuung durch die Nonnen wird es vom Staat unterstützt. So wird zum einen wöchentlich eine Wasserlieferung gewährleistet und zum anderen täglich für jedes Kind der Betrag von 3 Rupies (etwa 6 Cent) zur Verfügung gestellt (tatsächlich werden pro Kind am Tag 29 Rupies (ca. 60 Cent) für Unterbringung, Essen und sonstigen elementaren Ausgaben investiert). Der fehlende Betrag wird von dem Orden aufgefangen, der noch weitere Kinderheime in Südindien unterstützt.
Die 88 Heimkinder kommen aus den in den Palanihills befindlichen Bergdörfern, deren Bewohner sich mit Landwirtschaft und Jagd ernähren. Die Dörfer sind durch Armut und Arbeitslosigkeit geprägt und bieten Kindern dieser Umgebung weder Bildung noch gute Zukunftsperspektiven. Das Kinderheim nimmt daher nicht nur Waisen auf, sondern auch Kinder, deren Eltern nicht für deren Unterhalt sorgen können. In Anbetracht der Eigenheiten in der indischen Kultur kann man daher auch nachvollziehen, weswegen mehr Mädchen als Jungen in dem Heim beherbergt werden.
Die Kinder werden im Grundschulalter (5-9 Jahre) in das Heim aufgenommen und besuchen während ihres Heimaufenthaltes die nahegelegene St. Joseph's Primary School, die auch von dem gleichen Orden geleitet wird. In den Ferien werden sie zurück in ihre Dörfer/Familien geschickt. Wenn sie die Grundschule abgeschlossen haben, verlassen sie das Heim für eine höhere Schule, oder um eine Berufsausbildung zu beginnen. Durch das Heim und den Schulbesuch bekommen sie bessere Zukunftschancen und entgehen damit der Kinderarbeit und dem Leben am Existenzminimum in ihren Heimatdörfern.
Seit 2006 konnten durch die gesammelten Spenden erstmals mit der Renovierung des Kinderheims begonnen werden. Dabei konnten dank großzügiger Spenden folgende Projekte in Angriff genommen werden:
Schon bei der ersten Besichtigung des Heims waren die sanitären Anlagen negativ aufgefallen. Ein strenger Geruch ging den Örtlichkeiten voraus, von den verdreckten Wänden und verstopften Toiletten ganz abgesehen. Dass hier renoviert werden musste, war also klar. Es war eigentlich geplant, den gesamten Komplex abzureißen und einfach neue sanitäre Anlagen zu istallieren. Doch während der ersten Baumaßnahmen stellte sich das Grundgerüst der Anlagen noch als sehr stabil und brauchbar heraus, sodass wir letztlich nur die Neuverputzung, das Einsetzen breiterer Rohre, die Installation eines größeren Abwassertanks und das Einsetzen neuer Toiletten veranlassten.
Auch wenn die jetzigen sanitären Anlagen noch weit unter westlichen Standards liegen, können wir doch von einer Verbesserung der hygienischen Verhältnisse berichten.
Ein weiteres Problem stellte die Küche des Heims dar. Es wurde uns von einem undichten Dach berichtet, dass es besonders während der Monsunzeit erschwere, dort anständig zu kochen. Es überraschte uns außerdem zu sehen, dass noch über Holzfeuer gekocht wurde, da dies unter unseren Umständen hier einen doch sehr rückständigen Eindruck machte. Optisch machte die Küche auch einen sehr heruntergekommenen Eindruck, da durch den Ruß des Holzfeuers die Küche von innen vollkommen schwarz war.
Hier stand nun für uns die Finanzierung eines neuen Dachs im Vordergrund. Neben dem Dach konnten wir allerdings noch eine mit Gas betriebene Kochstelle errichten, eine Dunstabzugshaube installieren, einige Regale und eine richtige Spüle bauen und auch hier die Wände neu streichen lassen.
Mit dem restlichen Geld er Einnahmen konnten wir das Kinderheim neu anstreichen lassen. Auch wenn dieser Schritt nicht der absoluten Notwendigkeit entsprach macht das Kinderheim nun einen sehr freundlichen und schönen Eindruck.
Ein Problem des Kinderheims besteht in dem Mangel an Platz. Für die 88 Heimkinder gibt es insgesamt 3 Räume, in denen sie sich aufhalten können. In diesen Räumen wird gegessen, gespielt und geschlafen. Dass für Tische, Stühle und Betten kein Platz bleibt, ist dabei irgendwie logisch. Dennoch hat es uns überrascht zu sehen, dass die Kinder nicht einmal Schlafmatten haben, auf denen sie schlafen können.
Dem konnten wir abhelfen, indem wir neue Schlafmatten gekauft haben. Wichtig war uns hierbei, dass sie schnell und leicht zusammenrollbar waren, um sie für den Tag über zu verstauen und vor allem auch, dass sie zu 100% aus Kunststoff bestanden, damit sie besonders in den sehr feuchten Monsunzeiten nicht schimmelten.
Das Wort Monsunzeit ist schon öfter in den letzten Zeilen gefallen. Neben dem Regen ist es vor allem die Kälte, die den Bewohnern von Kodaikanal zu schaffen macht. Mit der Lage auf 2000m Höhe in den Palani Hills wird es empfindlich kalt, wenn die Sonne nicht entsprechend scheint. Da Heizungen meiner Erfahrung nach in Indien überhaupt keine Verbreitung finden (was für viele auch widersprüchlich klingt, doch Indien ist an machen Orten wirklich nicht so warm und sonnig, wie es immer den Anschein hat), sind es warme Kleidung und Holzöfen, mit denen die Inder gegen die Kälte angehen.
So haben wir den Bau eines zentral aufgestellten Ofens im Kinderheim angeregt. Neben dem Kamin konnten wir den Ofen noch auf einen eisernen Unterstand zur Brandvorbeugung und ein Eisengitter vor den Ofen stellen, um die Kinder vor dem Ofen zu schützen.
Da für uns die Anschaffung von Kleidung schwierig ist, werden wir dieses Projekt erst in weiterer Zukunft in Angriff nehmen.
Wie für die Räumlichkeiten gibt es auch für das Wasser keine Heizvorrichtung. Und wie schon erwähnt, fördert es nicht wirklich das allgemeine Wohlempfinden, während kalter Temperaturen nur kaltes Wasser zur Verfügung zu haben. Diese Zustände haben uns auf die Idee einer solarbetriebenen Wasseraufwärmanlage gebracht. Auch wenn diese Installation etwas aufwendig erscheint hat es doch schlagende Vorteile. Denn während der Monsunzeit erfolgt die Stromversorgung in Kodaikanal nur sporadisch und wenn man keinen eigenen Generator besitzt, kann der Strom über Tage einfach ausfallen. Eine solarbetriebene Anlage funktioniert völlig unabhängig vom örtlichen Stromnetz und Erfahrungen aus Kodaikanal mit ebendieser Anlage zeigen, dass auch während der Regenzeit genügend Energie erzeugt werden kann, um für warmes Wasser zu sorgen. Ein weiterer Vorteil bietet sich in der praktisch kostenlosen Nutzung der Anlage durch das Heim. Hat das Kinderheim bei der Nutzung des Ofens oder der Kochstellen in der Küche noch nebenher Ausgaben für Holz und Gas, kann es die Warmwasseranlage kostenfrei nutzen. Das, und auch ein kleiner Blick auf die Lage der Umwelt in Indien, haben uns dazu bewegt, die Installation der Anlage zu veranlassen.